Im Licht von Palenque.
Die Kamera in meiner Hand wiegt schwer und trotzdem fühlt sie sich an wie eine Verlängerung meines Arms, ein natürlicher Teil von mir, während ich durch das grüne Tablach von Chiapas streife. Mein Blick ist gefangen von den majestätischen Ruinen von Palenque, ein Ort, der Geschichten flüstert, wie der Wind durch das Laub säuselt. Die frühe Sonne taucht gerade die Welt in ein sanftes Gold, schneidet unerbittlich durch das Blätterdach und spielt mit den Schatten auf dem üppigen Gras, das die antiken Steine wiegt.
Da steht sie, die Tempelpyramide, ein kunstvoller Zeuge einer vergangenen Kultur. Ihre Kanten sind abgenutzt, von Epochen der Regenfälle geschliffen und doch unmissverständlich stolz und unzugänglich. Rechts von ihr, eingehüllt in die Stille des Morgens, ragt eine weitere Ruine auf, halb von der Vegetation zurückgefordert, die sich mit der feuchten Luft füllt. Ich sehe in den Himmel, der sich in einem perfektem Blau ausdehnt, unterbrochen nur von den filigranen Spitzen der Bäume.
Ich erinnere mich an diesen Moment, als meine Augen durch den Sucher blickten und die Welt sich auf 17 Millimeter zusammenschrumpfte. Mit einer Blende von f8 fing ich jedes Detail ein, die Tiefenschärfe umarmte jede Ritze der Steine, jede Grashalmspitze. Die Sonnenstrahlen, die über die Spitze der Pyramide tänzeln, verstärken die Atmosphäre des Ortes und schaffen eine mystische Stimmung, welche die Schönheit und den Spirit von Palenque nahezu greifbar machen.
'Palenque Luz' – Licht von Palenque. Der Titel des Fotos kam zu mir, als die ersten Lichtstrahlen durch die Baumwipfel brachen und den Nebel der Nacht verjagten. Es war dieses Leuchten, das mich fesselte, eine Beleuchtung, die nicht nur die Struktur, sondern auch deren Seele enthüllte. In diesem Licht liegt Wahrheit, eine stille Kraft, die jede Geschichte, die in diesen Steinen steckt, zu enthüllen vermag.
Mein Entschluss, den Auslöser zu drücken, kam aus einem tiefen Respekt heraus, einer Anerkennung der Zeitlichkeit unserer Existenz gegenüber der Langlebigkeit der Geschichte, die Palenque in sich birgt. Ich wollte einfangen, wie das Licht über die Fläche spielt, wie es die Welt erweckt und einen Ort des Nachdenkens schafft, an dem die Vergangenheit immer noch lebendig ist.
Später, als ich die Ruhe und die Morgenluft noch in meinen Lungen spüre, blicke ich auf mein Werk und kann nur hoffen, dass ich diesem magischen Ort gerecht geworden bin. Einem Ort, von dem ich glaube, dass er viel mehr als nur steinerne Strukturen zu bieten hat – er ist ein Fenster in eine andere Zeit, ein Tor zu unendlichen Geschichten.
Dieser Beitrag ist Teil der Fotoreihe
Mexico von Dr. Alexander Motzek. Erkunde
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